100 Jahre gute Gemeinschaft
Ein Jahrhundert Frauenhilfe Alsdorf, das sind 100 Jahre gute Gemeinschaft, die innerhalb der Gruppe trägt und in die Gemeinde hinein und darüber hinauswirkt. Das wurde deutlich in der Feier dieses besonderen Jubiläums, dem Gottesdienst unter Mitwirkung des Martin-Luther-Chors Merkstein, den Erinnerungen und den Worten von Wegbegleiterinnen und -begleitern sowie dem anschließenden geselligen Beisammensein im Garten der Martin-Luther-Kirche.
Diakonie im Alltag leben
Generationen von Frauen haben sich unter dem Dach der Frauenhilfe in Alsdorf (dem Namen sind sie auch nach der Umbenennung des Landesverbands 2023 in „Evangelische Frauen im Rheinland“ treu geblieben, weil man sie darunter nun einmal kennt) zusammengefunden. Sie haben miteinander gefeiert und gelacht und einander in den dunkleren Stunden des Lebens beigestanden. Gemeinsam haben sie ihren Glauben gelebt: Diakonisch in vielen Aktionen, wie der Unterstützung des fahrbaren Mittagstischs, dem Basteln und Kuchen backen für unzählige Basare, deren Erlös Menschen zugutekam, die der Unterstützung bedurften. Spirituell in Andachten und Gottesdiensten, die sie gestaltet haben. Und sie haben den Weg von Frauen in der (evangelischen) Kirche mitgeprägt.
So wie die biblischen Schwestern Maria und Martha, die jede auf ihre Weise Jesu Spur folgten und im Mittelpunkt der Lesung standen. Jesus spiele sie nicht gegeneinander aus, erklärt Ulrich Eichenberg in seiner Predigt. Martha, die Jesus dient und alles tut, damit es ihm gutgeht, stehe für das diakonische Christentum. Maria, die zu seinen Füßen sitzt und seinen Worten lauscht, für die, die zuhören, sich Gottes Wort aussetzen und es weitertragen. „Unsere Frauenhilfe war immer Martha und Maria. Die beiden sind quasi Mitglieder.“
Die beiden Frauenfiguren stehen auch für starke und selbstbestimmte Frauen. Wählt Martha auch den Weg des Dienens, der auf den ersten Blick wie das klassische „Heimchen am Herd“ wirkt, so tut sie dies doch aus einem freien Willen heraus. Maria wagt sich noch weiter aus dieser Rolle heraus, wenn sie tut, was zu ihrer Zeit Männern vorbehalten war, die lernen durften und das Gelernte weitergeben, führte Pfarrer Ulrich Eichenberg aus. Er war von 1988 bis 2015 Pfarrer der evangelischen Gemeinde Alsdorf und feierte als besonderer Gast den Gottesdienst gemeinsam mit dem aktuellen Pfarrer Malte Sahm-Stollewerk.
Wirken wie eine Matroschka-Puppe
Als Frauen selbstbestimmt ihren Weg in Kirche und Gesellschaft zu gehen, auch dafür stehen die Frauenhilfen vor Ort und ihr Dachverband auf Landesebene. Deren leitende Pfarrerin und Geschäftsführerin, Dagmar Müller, sandte Glückwünsche, in denen sie anhand einer Matroschka-Puppe aufzeigte, was Frauenhilfe ausmacht: die Frauengruppe vor Ort, die Arbeit in der Gemeinde, die Sorge für andere (Geflüchtete, Bedürftige, Kranke), die Sorge umeinander und als Kern: das Gebot Christi. „Sie teilen Lebensgeschichten und das macht das Leben reich.“
Lobende und stärkende Worte gab es auch von Superintendentin Verena Jantzen: „Sie waren und sind Rückgrat der Gemeinde. Sie sind älter geworden, da hat man schon mal Rücken oder Knie, aber Sie haben weiterhin Vorbildcharakter. Machen Sie weiter so.“
Die Basis ist Zuneigung
Die meisten der Damen haben bereits eine 8 vorne stehen, die älteste ist 99 Jahre, die beiden Jüngsten sind Anfang/Mitte 50. Dennoch sind sie eine sehr lebendige und im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktive Gemeinschaft. Als ältere Generation hätten sie noch ein anderes Gefühl für Zusammenhalt und dafür ihren Glauben zu leben, sagt ihre Vorsitzende Christine Paulus. „Ohne die Frauenhilfe-Schwestern wäre es oft leer im Gottesdienst.“
Und auch sonst sind die Frauen präsent in der Gemeinde, sie halten den Kontakt zu anderen Gruppen in der 2017 fusionierten Christusgemeinde Alsdorf-Würselen-Hoengen-Broichweiden und zu Frauenhilfen und Gruppen in den Nachbargemeinden und organisieren Feste und Möglichkeiten zur Begegnung. Wie ihr eigenes Geburtstagsfest, zu dem sie unter anderem den Pfarrgarten liebevoll geschmückt und ein selbstverständlich selbst gebackenes Kuchenbuffet auf die Beine gestellt hatten. Damit das auch in Zukunft so bleibt, hoffen sie natürlich auf jüngere Mitschwestern, so, wie Manuela Krause. Die 54-jährige gehört zum Vorstandsteam und lobt die „tolle Gemeinschaft“. Sie lerne viel von den anderen. „Und, es macht wahnsinnig Spaß mit ihnen“, sagt sie lächelnd. „Wir mögen uns alle sehr“, bestätigt Christine Paulus und lächelt ebenfalls. Die Basis, so hoffen sie und ihre Vorstandskolleginnen, um auch in Zukunft eine gute Gemeinschaft zu sein.
Text: Andrea Thomas







