Christusgemeinde verabschiedet Pfarrer Haller mit großem "Dankeschön" in den Ruhestand

Zwölfjähriges Wirken in Umbruchzeit der Gemeinde - Gottesdienst mit persönlichen Voten und festlicher Musik - Pfarrer Joachim Geis wird Nachfolger

"Thanks" - "vielen Dank" : So hieß das Ausgangslied, dass der Chor der Martin-Luther-Kirche Würselen beim Verabschiedungsgottesdienst für Pfarrer Harry Haller in der fast vollbesetzten Kirche an der Bahnhofstraße/Ecke Grevenberger Straße am Sonntagnachmittag anstimmte. Mit diesem vielstimmigen "Dankeschön" erklang noch einmal ein Leitmotiv, das während des Gottesdienstes öfter angestimmt wurde: als Dank von Pfarrer Haller an Gott und die Gemeinde, als Dank der Gemeinde an Pfarrer Haller - für zwölfjähriges Wirken in einer Umbruchzeit der Kirche am Ort.

Parallele zur Diaspora-Situation der Juden im Babylonischen Exil

Diese Umbruchzeit - vom 50-jährigen Fest der ehemals selbstständigen Kirchengemeinde Würselen bei seinem Amtsantritt 2009 bis hin zum noch nicht abgeschlossenen Fusionsprozess mit Alsdorf und Hoengen-Broichweiden zur Christusgemeinde - skizzierte Harry Haller bei seiner Abschluss-Predigt. Er zog dabei eine Parallele zwischen der Diaspora-Situation der Evangelischen in Würselen sowie im Nordkreis Aachen und der Diaspora-Situation der Juden im Babylonischen Exil. Die Mahnung des Propheten Jeremia - dessen "Ihr werdet mich suchen und finden" hat Hallers Konfirmations-Pfarrerin Erika Heller ihm handschriftlich in seine schöne alte Bibel geschrieben - würden auch heute gelten: Gründet Familien, "Suchet der Stadt Bestes". Selbst in der Diaspora, sogar in einem unwirtlich empfundenen Umfeld - damals im dem Einen Gott feindlich gesonnenen Babylon, heute in einer zunehmend säkularen Umgebung - sei der evangelische Gläubige aufgefordert, sich zu engagieren und sich in die Gesellschaft einzubringen. Dabei gelte es aber, Religion und Politik nicht unterschiedslos zu vermischen: Kritik an Macht und Politik sei nur wirkungsvoll, wenn die religiöse Sphäre nicht in der Politik unkenntlich geworden wäre.

Dass sich die Evangelische Kirchengemeinde bzw. der Bezirk Würselen im Sinne des "Suchet der Stadt Bestes" während seiner Amtszeit engagiert habe, machte Pfarrer Haller unter anderem an der Kindertagesstätte gleich neben der Kirche und der Tafel für Bedürftige fest.

"Die Früchte deines Wirkens bleiben sichtbar"

Superintendent Hans-Peter Bruckhoff sagte bei der Entpflichtung des Pfarrers: "Harry, die Früchte Deines Wirkens bleiben sichtbar. Daher kannst Du jetzt im Ruhestand abgeben und loslassen". Fühlbar wie bei jedem Pfarrer blieben bei Harry Haller zudem die unsichtbaren, verborgenen wie geborgenen Leistungen: viel Seelsorge, viele Gespräche. In Anlehnung an das Petruswort erninnerte Bruckhoff daran, dass jeder Dienst in der Kirche wechselseitig sei. Geben und Nehmen stünden beim Pfarrer und der Gemeinde in einer Wechselwirkung und würden langfristig in einer Balance bleiben.

Gebürtiger Würselner tritt Hallers Nachfolge an

Der Gottesdienst, der mit persönlichen Voten von Amtsschwestern und -brüdern, Prädikanten und Presbytern sowie früheren Weggefährten im Leben von Harry Haller endete, bekam durch die eingangs erwähnte Mitwirkung des Kirchenchores des Gemeindebezirks Würselen in der Christusgemeinde eine weitere feierliche Note. Unter der Leitung von Kantorin Sabine Heinig-Michl an Klavier und der schmucken neuen Orgel - die offizielle Einweihung mit einem Konzert konnte der sich im Orgelprojekt engagierte Pfarrer Haller leider nicht mehr in seiner Amtszeit erleben - stimmte er mehrere Lieder an und auch die Gemeinde sang bei bekannten Gesängen aus dem Evangelischen Gemeindeliedbuch beherzt mit.

Pfarrer Joachim Geis, der aus Würselen stammt und Haller nachfolgen wird, lud die Gemeinde und die Gäste danach zu einem Gemeindeempfang mit Imbiss ein. Neben weiteren Ansprachen und Abschieds-Geschenken für Pfarrer Harry Haller kam es dort zu einem lebhaften Gedankenaustausch, der erst in den Abendstunden endete.

(Text: Joachim Peters)