Kirche macht Platz für Jugendliche

Bunte Churchnight für alle Nordkreis-Konfirmand*innen in der Würselener Martin-Luther-Kirche

Was haben heutige Teenager mit Martin Luther gemeinsam? Das wollte die Churchnight 2022 herausfinden, eine Kooperation der evangelischen Gemeinden im Nordkreis und des Jugendreferats des Kirchenkreises Aachen.

Bäm: Kirche macht Platz! lautete das Motto der Veranstaltung.
Platz für wen? Erst einmal für die rund 90 Konfirmandinnen und Konfirmanden, die an diesem Freitagabend Ende Oktober in die Martin-Luther-Kirche Würselen kamen: Alle Stühle waren zur Seite geräumt, das Kirchenschiff leer, farbig illuminiert und in Nebelschwaden gehüllt. Dorothea Schui, die Jugendreferentin der Lydia-Gemeinde Herzogenrath, machte das Warm-Up; zögerlich verteilten sich die Jugendlichen großzügiger im Raum und setzten sich auf den Steinfußboden während der Begrüßung durch Pfarrer Joachim Geis von der Christusgemeinde.

Wie positioniert Ihr Euch zu Gott?

Ziemlich ungemütlich und kalt da unten. Wie gut, dass das Vorbereitungsteam aus den drei Gemeinden und dem Jugendreferat weiße Papphocker zum Zusammenstecken organisiert hatte. Mit tatkräftiger Unterstützung von Jugendreferent Axel Bücker schafften es auch noch die letzten, ihren Hocker zusammenzubauen.

Dann holte Pfarrer Jochen Gürtler aus Baesweiler Gott in die Mitte: ein großes Tuch mit einem keltischen Kreuz als Symbol. „Wo steht Ihr zu Gott? Wie nah oder weit entfernt seht Ihr Euch?“, bat Gürtler die 13- und 14-Jährigen, sich mit ihrem Hocker zum Tuch zu positionieren. Nach einigem Hocker-Rücken ist Gott tatsächlich in der Mitte, auch wenn ihm einige den Rücken kehren. Platz für Gott und Platz für die Menschen. Aber ist in der Kirche auch Platz für Jugendliche?

Joachim Geis erinnerte an den bevorstehenden Reformationstag: Luther wollte mit seinen Thesen die Kirche verändern, auf Missstände hinweisen und Platz machen für seine neue Erkenntnis: Allein schon durch den Glauben werden Menschen gerecht, nicht erst durch Ablasshandel und Bußtaten. „Was wollt Ihr an der Kirche verändern? Welche Missstände seht Ihr?“ forderte Geis die Jugendlichen auf, die weißen Flächen ihrer Hocker zu beschriften mit Wünschen oder Forderungen an die Kirche, damit dort wirklich Platz für junge Menschen ist.

"Zu alt", "generell langweilig" und "Musik ist öde" wurde da auf die Hocker geschrieben, aber auch verschiedene Verbesserungsvorschläge gemacht: "die Gottesdienste interaktiver gestalten", "mehr Dinge zum Mitmachen", "Gottesdienste am Nachmittag", "weniger singen" und "45 Minuten Gottesdienst". Oder ganz konkret: "bequemere Sitze" und mehr "Dekoration (Blumen, Kerzen, Lichter)". 

Abendmahl mal anders

Anschließend feierte die Gemeinschaft Abendmahl mal anders – alle Teilnehmenden waren gebeten worden, eine Kleinigkeit zu essen mitzubringen. Dies wurde nun gemeinsam verzehrt – in Erinnerung an die Geschichte von der Speisung der 5000, die mit fünf Broten und zwei Fischen satt gemacht wurden.  Mit dem gesungenen irischen Reisesegen wurden die Konfirmand*innen in den Abend entlassen. Und mit der Aufforderung, ihre beschrifteten Hocker mit in ihre Heimatgemeinden zu nehmen als Erinnerung an diesen Abend – damit Kirche wirklich Platz macht für junge Menschen und ihre Bedürfnisse.

"Kirche Macht Platz" ist eine Gruppe junger Menschen aus verschiedenen Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises Aachen, die sich dafür einsetzen, dass Jugendliche und ihre Themen in der Kirche wahrgenommen und ernst genommen werden. Die Initiative wird koordiniert vom Jugendreferat des Kirchenkreises Aachen. Mehr Infos unter www.jugend.ac.

Text: Juliane Siekmann