Die Natur verstehen, um sie zu bewahren

Beim Sommergottesdienst der Nordkreisgemeinden im Alsdorfer Tierpark lernten rund 250 Besucher mehr über die Weisheit des Esels

Wenn wir jemand mit einem Esel vergleichen, dann haben wir meist etwas im Sinn, das weder für unser Gegenüber noch für das Tier mit dem grauen Fell ein Kompliment ist. Dass Esel nicht nur sture und eigensinnige Lasttiere sind, sondern weise sein können, legten Pfarrerin Dorothea-Elisabeth Alders und Pfarrerin Annegret Helmer von der Christusgemeinde Alsdorf-Würselen-Hoengen-Broichweiden sowie Pfarrer Ulrich Holste-Helmer von der Lydia-Gemeinde Herzogenrath beim gemeinsamen Sommergottesdienst der vier Nordkreisgemeinden dar.

"Etwas Besseres als den Tod finden wir überall"

Dieser Gottesdienst findet jedes Jahr an einem wechselnden, besonderen Ort statt. In diesem Jahr war es der Alsdorfer Tierpark, genauer die Freifläche vor dem Erdmännchengehege. Der Gottesdienst stand unter der Überschrift „Die Weisheit des Esels“ und stellte, passend zum Ort, das Zusammenleben mit unseren Mitgeschöpfen und unser – oft etwas verkümmertes – Verständnis für die Natur in den Mittelpunkt. Rund 250 Menschen aus den Nordkreisgemeinden waren der Einladung gefolgt. Da die Esel des Tierparks ihr Gehege der Teilnahme am Gottesdienst vorzogen, wurden sie von einem großen Vetter aus Stoff neben dem Altar vertreten. Schaue man mal etwas genauer, gebe es einige Geschichten, die davon berichten, wie klug die grauen Gesellen mit den langen Ohren sind, wie die Pfarrerinnen und Pfarrer im Gespräch miteinander feststellten. Da sind zum Beispiel die Bremer Stadtmusikanten, bei denen der Esel es ist, der die anderen Tiere auffordert, nicht alles klaglos zu ertragen und ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen: „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.“

In der Bibel ist der Esel alles andere als dumm

Auch in den Geschichten der Bibel beweisen Esel ein ums andere Mal, dass sie nicht dumm sind, sondern mehr sehen und spüren als der Mensch. So nimmt die Eselin des Bileam im 4. Buch Moses den Engel mit dem Schwert wahr, der sich ihr und ihrem Herrn in den Weg stellt. Bileam dagegen nicht, der ihre Versuche auszuweichen für Sturheit hält und bestraft. Erst als Gott ihm die Augen öffnet, erkennt er, was sein kluges Reittier getan hat, nämlich ihm das Leben gerettet. Oder die Weihnachtsgeschichte, in der Ochs und Esel im Stall die ersten Lebewesen sind, die erkennen, dass in ihrem Stall der Sohn Gottes geboren wurde. Der reitet später nicht „hoch zu Ross“ sondern auf einem Esel in Jerusalem ein, auf Augenhöhe zu den Menschen.

Die Natur verstehen lernen und bewahren

„Manchmal sehen und spüren die Tiere um uns herum mehr als wir und können unsere Sinne weiten für die Botschaft Gottes“, fassten die drei Pfarrer zusammen. Auch luden sie dazu ein, die Geschenke, die uns die Natur gerade im Sommer macht und die Wunder unserer Schöpfung wahrzunehmen: „Gottes Werke sind groß und aus vielen kleinen Wundern zusammengesetzt“, erklärte Dorothea-Elisabeth Alders stellvertretend. Wenn wir öfter einmal auf unsere Mitgeschöpfe achteten, ergänzte Annegret Helmer, lernten wir auch wieder die Natur zu verstehen und so zu bewahren. Dieser Gedanke zog sich auch durch die Lieder, die der Posaunenchor Hoengen-Broichweiden und Sabine Heinig-Michl am Keyboard begleiteten, und die Fürbitten. Selbst die Kollekte, die für die Arbeit des Frauenhauses in Alsdorf bestimmt war, fügte sich darin ein. Auf unsere Mitgeschöpfe achten, heißt gerade auch, auf die zu schauen, die Schutz und Hilfe benötigen.

Mit Tieren und Natur auf Tuchfühlung gehen

Im Anschluss an den Gottesdienst konnte, wer wollte, noch ein wenig verweilen, um bei einem kleinen Picknick miteinander ins Gespräch über Gemeindegrenzen hinweg zu kommen. Oder mit Tieren und Natur auf Tuchfühlung gehen und den Ziegen, Enten, Waschbären, Erdmännchen, Eseln und was der Alsdorfer Tierpark sonst noch so beherbergt, einen Besuch abstatten.

(Text: Andrea Thomas)