Neuer Prädikant in der Christusgemeinde im Nordkreis ordiniert

Christian Sachse aus Alsdorf darf nun auch Gottesdienste halten - "Durch die Gnade Gottes müssen wir uns die Liebe des Herrn nicht verdienen"

Nach Susanne Degenhardt, Dr. Stephan Saffer und Heinz Wolke hat die Christusgemeinde Alsdorf-Würselen-Broichweiden-Hoengen nun einen weiteren Prädikanten in ihren Reihen: Es ist Christian Sachse aus dem Gemeindebezirk Alsdorf, der bereits seit Jahren als Presbyter für die und in der Christusgemeinde aktiv ist. Sachse hat viele Jahre unter anderem Evangelische Religion unterrichtet und bereitet an der Seite von Pfarrerin Annegret Helmer auch Mädchen und Jungen seiner Gemeinde auf deren Konfirmation vor. In einem Ausbildungskurs, der wegen der Coronabeschränkungen über drei statt über zwei Jahre ging, hat sich Sachse auf das neue Amt vorbereitet und die damit verbundene Prüfung bestanden. Bereits seine protestantischen Eltern waren in der Kirchengemeinde engagiert, sein Vater ebenfalls als Presbyter der Kirchengemeinde Alsdorf.

Beim Festgottesdienst in der gut besuchten und von Küsterin Claudia Ehrhardt festlich geschmückten Martin-Luther-Kirche Alsdorf ordinierte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff den neuen Prädikanten. Bruckhoff erinnerte bei der Begrüßung daran, dass die Rheinische Landeskirche als einzige in Deutschland Brüder und Schwestern in den Dienst der Verkündigung und Schriftauslegung berufe, die nicht Pfarrerinnen und Pfarrer sind. Nicht nur diese seien berufen zur Verkündigung, sondern auch Frauen und Männer, die aus der Mitte der Gemeinde kämen. Christian Sachse sei als Religionslehrer, Presbyter, Ur-Alsdorfer und seit jeher mit den Menschen dort Verbundener in besonderer Weise geeignet, den Menschen hier das Wort Gottes nahezubringen.

Gott passt in keine Denkschablone

In seiner anschließenden Predigt legte der frisch ordinierte Prädikant eine Stelle aus dem Römerbrief des Apostels Paulus (Kapitel 8, Verse 33 bis 36) aus und band auch Überlegungen zum Fest Trinitatis mit ein. Bei Paulus heißt es: "Gott hat alle in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarme". Diese Stelle, so Sachse, sei auf dem Hintergrund der anfänglichen Ablehnung des Paulus durch Juden und seine Ausdehnung der christlichen Botschaft auf die Heiden zu verstehen. Gott sei nicht ein Gott offenkundig Erwählter und bestimmter Konfessionen. Sachse: "Das gilt damals wie heute. Christen, Juden, Muslime oder Buddhisten haben nicht die Wahrheit für sich gepachtet. Wir müssen uns alle respektieren. Zumal heute bei uns die Vertreter dieser Religionen zusammen leben". Glauben sei keine exklusive Angelegenheit. Es hieße gering von Gott zu denken, wenn man ihn in vorgefertigte Denkschablonen presse.

Das Gleiche gelte für die Vorstellung, dass Gott nach Verdienst belohne und bestrafe. Hier sei die Gnadenlehre des Paulus vor, die befreie von einem Sich-ständig-beweisen-Müssen: "Gottes Liebe ist unverdient und das heißt: Wir müssen sie uns auch nicht verdienen". Der Gott der Gnade durchkreuze damit gängige "Machbarkeitsphantasien des Menschen". Gott liebe uns so, wie wir es uns gar nicht vorstellen können. Mancher persönliche Rückschlag - und hier führte Hanns-Christin Sachse Beispiele an, wie sie jedes Gemeindemitglied schon einmal erlebt hat - wandle sich im späteren Leben zu etwas noch Besserem, Erfüllteren, "da fügt sich oft etwas".

Einsatz für das "Wir"

Für die musikalische Begleitung des Ordinations-Gottesdienstes sorgten Alsdorfs Organist Joachim Peters und die im Gemeindebezirk Vorweiden beheimatete Irish-Folk-Gruppe "Saileách". So hatte sich Christian Sachse das gewünscht. Bezeichnend, dass der neue Prädikant unterschiedliche Musik und Musiker unterschiedlicher Gemeindebezirke mit ins Boot nahm: Er setzt sich für ein "Wir" der Generationen in der Gemeinde und ein Zusammenwachsen der Gemeindebezirke in der 2017 fusionierten Gemeinde ein.

Voten im Gottesdienst, Glückwünsche beim anschließenden Gemeindeempfang: Die nahm Christian Sachse zunächst in der Kirche und dann anschließend im Luthersaal unterhalb der Kirche entgegen. Dort hatten mehrere Gemeindemitglieder und vor allem Frauen der Evangelischen Frauenhilfe Alsdorf ein schmackhaftes Buffet vorbereitet. Es gratulierten neben Superintendent Hans-Peter Bruckhoff und Pfarrer Joachim Geis vom Bezirk Würselen der Christusgemeinde sowie neben VertreterInnen von Gemeindegruppen auch Pfarrer benachbarter Gemeinden. Presbyterin Christine Paulus sprach Glückwunsch-Worte im Auftrag von Annegret Helmer aus. Die Pfarrerin des Gemeindebezirks Alsdorf konnte krankheitsbedingt leider nicht an Ordination und Empfang teilnehmen. Christine Paulus und Christian Sachse sprachen ihr herzliche Dankesworte aus: Annegret Helmer begleitete den neuen Prädikanten als Mentorin durch seine nun erfolgreich beendete Ausbildung. 

Joachim Peters