Pfarrer Harry Haller nimmt Abschied

Nach zwölf Jahren Tätigkeit in Würselen steht nun der Ruhestand bevor – Gottesdienst am Sonntag, 3. Oktober, 15 Uhr in der Martin-Luther-Kirche Würselen

Es gibt einen weiteren personellen Pfarrer(innen)-Abschied in der Evangelischen Christusgemeinde Alsdorf-Würselen-Hoengen-Broichweiden. Im Juni verließ Pfarrerin Petra Hartmann den Gemeindebezirk Hoengen beruflich Richtung alt-neue Heimat in Rheinhessen. Nun sagt Pfarrer Harry Haller im Gemeindebezirk Würselen Servus. Jedoch nicht, um in seine frühere Heimat Ruhrgebiet zurückzukehren. Würselen und der Wohnort Bardenberg sind ihm liebgeworden. Er möchte dort den Ruhestand nach Vollendung des 65. Geburtstages individuell gestalten. Mit vielen Aktivitäten. Sicher auch in Würselen. Wobei dabei die Theologie weiter einen wichtigen Teil ausmachen wird.

Theologie, und das im Verbund mit Philosophie und Literatur: Das war schon früh "das Ding" des in der Südpfalz geborenen, aber schon im Alter von zwei Jahren nach Essen gekommenen Harry Haller. Eine spannende Jugendzeit war das damals in den späten 60-er und frühen 70-er Jahren. Seine Konfirmations-Pfarrer Dr. Strauß - der schlug dann eine wissenschaftliche Laufbahn als Alttestamentler ein - und Erika Heller ("Wir stehen noch heute in Kontakt") förderten sein Interesse an Gott und weltanschaulichen Fragen. Früher kulturgeschichtlicher Hunger wurde genährt und vorerst gestillt bei Ausstellungen im Folkwang-Museum und in der Krupp-Villa Hügel. An einige Titel erinnert sich Haller noch genau: "London", "Griechenland", "Ägypten". Vor allem die beiden letztgenannten Expositionen dürften eine ideale Ergänzung zu dem früh geweckten biblischen Interesse des Jugendlichen Harry gewesen sein.

Stationen in Essen, im Rheinland, Sauerland und Saarland

Nach dem Zivildienst im Krankenhaus ("eine ebenso wichtige Etappe auf dem Weg zu Gott wie die vorherigen Lektüren") war dann das Studium der Theologie folgerichtig - ohne zunächst jedoch mit dem Ziel "Pfarrer". Haller studierte nämlich an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (Filiale Düsseldorf) Religionspädagogik. "Erwachsenen-Bildung, das hätte ich mir damals vorstellen können", sagt Haller und umreißt damit gleich ein denkbares Betätigungsfeld im nächsten Lebensabschnitt: "Da würde ich gerne nach der Pensionierung einsteigen".
Der Einstieg ins Pfarramt - nach Studium an der Ruhr-Universität Bochum und der Kirchlichen Hochschule Wuppertal - erfolgte dann als Vikar an der Kreuzeskirche in einem sozial problematischen Stadtteil Essens. "Ich habe mich damals quasi noch einmal neu erfunden", denkt der Würselener Pfarrer an diese Zeit auch dankbar zurück. Über einige Stationen im Rheinland und Sauerland sowie zuletzt im zur Rheinischen Landeskirche zählenden Teil des Saarlandes kam Harry Haller vor zwölf Jahren nach Würselen.

Dort fand er eine damals noch eigenständige Kirchengemeinde vor. Harry Hallers erste Aufgabe: die Vorbereitung des 50-Jährigen Bestehens der Evangelischen Kirchengemeinde Würselen, wovon in Erinnerung ein Fest und Schwarz auf Weiß eine Chronik zeugen. Gleichzeitig sah das Anforderungsprofil an den neuen Pfarrer die aktive Mitwirkung an finanziell und organisatorisch unumgänglichen Fusionsprozessen vor. Sie fanden 2017 einen formellen Abschluss. Haller rückblickend: "Das alles war unbedingt nötig - und ist bis heute schwierig. Denn: Wie kann man das eher bürgerliche Würselen, das mehr landwirtschaftlich geprägte Hoengen-Broichweiden und das durch industriellen Wandel hindurchgegangene Alsdorf mental unter einen Hut bekommen?"

Seelsorge als Herzensangelegenheit

Einiges ist auch dank Hallers Mittun schon auf den Weg gebracht worden. Er denkt hier gerne an die bereits 2013 begonnene Zusammenarbeit mit Pfarrerin a.D. Elisabeth Peltner aus Alsdorf zurück: "Mir war die Seelsorge in den Seniorenzentren Würselens ein Herzensanliegen und Elisabeth hat mir da enorm geholfen". Anderes harre sicher noch der Weiterentwicklung, befindet Haller. "Unterwegs-Sein" - ein Lebensmotto Hallers in Anlehnung an seinen Konfirmationsspruch aus Jeremia 49, Vers 12-13 ("Ihr werdet mich suchen und finden") gilt derzeit wohl für Vieles: von der weiteren Entwicklung der Christusgemeinde ebenso wie der nächsten Lebensstufe von Harry Haller.

In seinem theologischen Denken wird Musikliebhaber Haller (Bach, Klassik, Jazz) ebenfalls weiter "unterwegs" sein. Ein Leitmotiv in seinen Predigten, Gesprächen und Diskussionen: "Ich spreche gern vom Juden Jesus". Herauszuheben sei nämlich und dürfe nicht vergessen werden: "Das Christentum hat seine Wurzeln in Hellenismus und Judentum gleichermaßen". Neben der in Würselen praktizierten Ökumene sei ihm daher der christlich-jüdische Dialog wichtig. Das verdanke er dem Anstoß durch seinem damaligen Wuppertaler Professor Berthold Klappert.
Etwas bedauert Haller: Dass Corona es bisher nicht möglich machte, die im Vorjahr neu installierte Orgel in der Martin-Luther-Kirche Würselen mit einem feierlichen Konzert einzuweihen. Es wäre ein schöner Abschluss seiner Amtszeit vor der Verabschiedung gewesen. Es bleibt die Hoffnung, dies als Pensionär erleben zu dürfen und vollendet zu sehen, was er selbst mit auf den Weg gebracht hat.
(Text: Joachim Peters)

Abschieds-Gottesdienstam Sonntag, 3. Oktober, 15 Uhr
Pfarrer Harry Haller wird am Sonntag, 3. Oktober, 15 Uhr, in der Martin-Luther-Kirche Würselen (Ecke Lehnstraße/Grevenberger Straße) in einem Gottesdienst als Pfarrer verabschiedet. Die Teilnahme ist nach der 3-G-Regel möglich (Nachweis bzw. Impfpass bitte bereithalten). Es ist jedoch vorher eine Anmeldung telefonisch unter 02404/1266 (Zentrales Gemeindebüro der Christusgemeinde) oder per E-Mail unter christusgemeinde@ekir.de nötig.